Strikt gegen Verbot von Ferienwohnungen!

Wandel des Tourismus auf Norderney – Vom Frühstückspensions-Flair zur Ferienwohnungskultur / Reaktion auf die zur Zeit stattfindende Diskussion bezüglich des Verbotes von Ferienwohnungen auf Norderney


Kurzfassung:

Auf Norderney hat sich der Tourismus in den letzten 20 Jahren gewandelt, mit einer steigenden Präferenz für Ferienwohnungen, die mehr Privatsphäre und Selbstversorgung bieten. Dies hat den Urlaub auf der Insel auch für Durchschnittsverdiener zugänglich gemacht und trägt entscheidend zur Prosperität der lokalen Wirtschaft bei. Trotz Debatten über ein Verbot von Ferienwohnungen bleibt deren Vermietung ein extrem wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Die FDP ist strikt gegen ein Verbot von Ferienwohnungen!

Die FDP fordert zudem einen Zensus im Beherbergungssektor zur Erstellung eines vollumfänglichen Wohnungskatasters, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen. Wir betonen, dass eine Lösung der Wohnraumknappheit durch Verbote von Ferienwohnungen nicht realistisch ist und plädieren für einen transparenten Dialog zur Entwicklung nachhaltiger Tourismuskonzepte, die sowohl den Tourismus als auch die Lebensqualität der Einheimischen berücksichtigen.


Hintergrund:

Ferienwohnungen – Rückgrat der touristischen Entwicklung

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Urlaubsgesicht Deutschlands und insbesondere der Insel Norderney grundlegend gewandelt. Die Ansprüche der Gäste sind gestiegen. Die Zeiten, in denen gemeinschaftliche Aufenthaltsräume in Frühstückspensionen als ausreichend galten, sind vorbei.

traditionelles Pensionsangebot

Die Gäste heute – und zwar nicht nur auf Norderney –  wünschen sich ausreichend viel Privatsphäre und  die Möglichkeit zur Selbstverpflegung. Heute dominieren daher großzügige und moderne Ferienwohnungen für 2 bis 4 Personen, die auch bei gemischten Wetteraussichten viel Zuspruch erfahren. Die meisten Betten werden inzwischen in diesem Sektor angeboten und gebucht.

Ferienwohnung

Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in der Qualität und Ausstattung der Unterkünfte wider, sondern auch im Preisgefüge. Die Befürchtung, dass höhere Standards unweigerlich zu unerschwinglichen Preisen führen würden, hat sich nicht bewahrheitet. Urlaub auf Norderney ist auch für Familien und Gäste ohne Spitzeneinkommen weiterhin erschwinglich geblieben. Der Tourismussektor hat eine Demokratisierung erfahren, die es einem breiteren Publikum und vor allem Familien ermöglicht, die Schönheit der Insel zu genießen.

Die Bedeutung des Tourismus für Norderney ist unbestritten – er ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Insbesondere der Ferienwohnungssektor hat sich als tragende Säule erwiesen, indem er qualitativ hochwertige Unterkünfte bietet und so den gestiegenen Ansprüchen unserer Gäste gerecht wird. Laut einer aktuellen Studie werden lediglich 25% der Gesamtausgaben des Ferienwohnungsurlaubes für die Unterkunft ausgegeben*, der Rest geht in den Einzelhandel, die Gastronomie und an weitere touristische Dienstleister. 


Ferienwohnungen – Direktes Einkommen für Insulaner

In der Diskussion um die Tourismusentwicklung auf Norderney ist ein weiterer wichtiger Aspekt zu berücksichtigen: Die lokale Bevölkerung profitiert direkt vom florierenden Ferienwohnungsmarkt. Viele Insulanerinnen und Insulaner bieten private Ferienwohnungen an, was ihnen ermöglicht, am wirtschaftlichen Wohlstand teilzuhaben. Dieses Modell der direkten Beteiligung stärkt nicht nur die individuelle finanzielle Situation der Einheimischen, sondern trägt auch zur allgemeinen Wirtschaftskraft und zum sozialen Gefüge der Insel bei.

Die Möglichkeit für Insulaner, durch die Vermietung von Ferienwohnungen Einkommen zu generieren, ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität und den Erhalt der lokalen Gemeinschaft. Es schafft Arbeitsplätze, fördert unternehmerisches Handeln und sorgt dafür, dass die Gewinne aus dem Tourismus in der Region bleiben und dort reinvestiert werden können.

Ein Verbot oder Einschränkung von Ferienwohnungen würde daher nicht nur die touristische Attraktivität Norderneys beeinträchtigen, sondern auch den Insulanern eine wichtige Einnahmequelle entziehen. Es ist entscheidend, dass jede zukünftige Regulierung des Ferienwohnungsmarktes die Bedeutung dieser Einkommensart für die Einheimischen anerkennt und unterstützt.

Ferienhäuser / Ferienwohnungen in Wohngebieten auf Norderney


Ferienwohnungen – Lebensraumkonzept als Grund für Verbot?

Dennoch gibt es immer wieder Stimmen, die unter Berufung auf das sog. Lebensraumkonzept ein fast flächendeckendes Verbot von Ferienwohnungen durchsetzen möchten. Natürlich wecken moderne und großzügige Wohnungen Begehrlichkeiten auf einer Insel, die von Wohnraumnot geplagt ist.

Der Besitz „festländischer“ Eigentümer sorgt hier häufig für besondere Empörung. Die Vorstellung, dass ein Verbot der Vermietung an Gäste den Insulanern diese Ferienwohnungen als erschwinglichen Wohnraum zurückgeben würde ist allerdings sehr blauäugig. Es wäre an der Zeit, einmal unabhängig von einer Umfrage, die nur ein kleiner Teil der Insulanern genutzt hat (Lebensraumkonzept) seine Wünsche zu formulieren, zu eruieren, wie ausreichend Wohnraum erhalten und geschaffen werden kann,  ohne unser gesamtes wirtschaftliches Dasein massiv zu gefährden und Einnahmen und Arbeitsplätze unserer Region aufs Spiel zu setzen.

Das wiederholte Berufen auf das Lebensraumkonzept immer dann, wenn man es braucht, ist nicht nur unangemessen, sondern auch irreführend. Die darin vertretenen Meinungen repräsentieren keineswegs einen Querschnitt unserer Gemeinschaft oder der touristischen Anbieter.


Ferienwohnungen – Qualität macht Insel insgesamt attraktiv

Ebenso ist es an der Zeit anzuerkennen, welche qualitativen Verbesserungen im Beherbergungsbereich durch Ferienwohnungen stattgefunden haben. Die Finanzkraft der Besitzer hat flächendeckend hochwertige Ferienwohnungen mit erstklassiger Ausstattung in wenigen Jahrzehnten geschaffen und damit maßgeblich den Qualitätsaufschwung der gesamten Insel bewirkt. Der wirtschaftliche Aufschwung, den Norderney in den letzten Jahren erlebt hat, wäre ohne die Expansion des Ferienwohnungsmarktes kaum vorstellbar.

Auf Norderney wurde durch die effektive Nutzung verschiedener Online-Portale, ortsansässiger Agenturen und lokaler Anbieter die Buchung von Unterkünften und die Planung des Urlaubs für Gäste deutlich vereinfacht. Die Digitalisierung und das Internet haben in diesem Bereich einen erheblichen Fortschritt ermöglicht, indem sie den Buchungsprozess transparenter und benutzerfreundlicher gestaltet haben. Dies hat dazu beigetragen, dass Norderney eine Saisonverlängerung erleben konnte, was die Attraktivität der Insel als Urlaubsziel steigert und zu einer erhöhten Auslastung außerhalb der traditionellen Hochsaison führt.

Im Gegensatz dazu hat die Zimmervermittlung des Staatsbades diesen Trend nicht in gleichem Maße genutzt  und hat deshalb an Bedeutung im Vergleich zu den anderen Akteuren verloren. Für Norderney bedeutet dies insgesamt trotzdem eine positive Entwicklung, da die Insel durch die Digitalisierung des Tourismussektors ihre Position stärken und ein breiteres Publikum ansprechen kann. Um diesen Vorteil aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen, sollten alle Beteiligten – einschließlich traditioneller Vermittlungsstellen wie das Staatsbad – bestrebt sein, ihre Angebote kontinuierlich zu verbessern und an die sich wandelnden Bedürfnisse der Urlauber anzupassen.

Kaiserhof von Rolladensiedlung zu ganzjähriger Ferienbewitschaftung


Ferienwohnungen – ganzjährig gebucht, Vor- und Nachsaison attraktiviert

Die Gäste Norderneys haben hohe Erwartungen und – anders als noch vor 20 Jahren – sparen sie nicht am Urlaub wenn sie nach Norderney fahren. Handwerk, Einzelhandel, Gastronomie, Transportwesen sowie Anbieter touristischer Infrastruktur profitieren gleichermaßen von dieser Entwicklung. Zudem hat ein Wandel stattgefunden: Was einst fast ganzjährig leerstehende Zweitwohnungen waren, sind heute wirtschaftlich intensiv genutzte Ferienapartments geworden. Beispiele wie die Apartmenthäuser Kaiserhof, Nordseeblick oder Alte Teestube zeugen von dieser positiven Transformation.

Wir stehen daher entschieden gegen ein Verbot von Ferienwohnungen. Es wäre gleichbedeutend mit einem wirtschaftlichen Selbstmord für Norderney und ist mit uns nicht zu machen. Wir fordern eine umfassendere Betrachtungsweise, die alle Aspekte des Tourismus würdigt.

Es ist klar erkennbar: Norderney hat sich entwickelt, ebenso wie die Struktur der Besucher. Diese Dynamik muss verstanden und konstruktiv genutzt werden, um eine nachhaltige Zukunft für unsere Insel zu sichern.


Ferienwohnungen – Verbote führen nicht zum Ziel 

Die jüngsten Entwicklungen auf Norderney, insbesondere die Haltung, die in politischen Gremien vertreten wird, die Informationen, die vom Bauamt kommen, sowie die bereits verfügten Nutzungsuntersagungen für Ferienwohnungen, haben zu einer spürbaren Verunsicherung unter den Insulanern geführt. Fakt ist, dass jede nicht explizit genehmigte Ferienwohnung faktisch illegal ist.

Die aktuelle Diskussion gibt die vielschichtige Realität des insularen Wirtschaftsgefüge nur unzureichend wider. Sie ist einseitig auf Verbote ausgerichtet und wird dem komplexen Zusammenspiel von Tourismusentwicklung und lokaler Wirtschaft nicht gerecht. Es ist an der Zeit, dass eine umfassendere Betrachtungsweise Eingang in die Diskussion findet – eine Perspektive, die den tatsächlichen Erfolgsgeschichten Rechnung trägt und die Bedeutung des Tourismus für Norderney in all seinen Facetten würdigt – eben auch im Ferienwohnungssektor.

Es ist von größter Bedeutung, dass ein offener Dialog zwischen den politischen Entscheidungsträgern, den Behörden wie dem Bauamt und den betroffenen Bürgern stattfindet. Es ist entscheidend, dass alle Maßnahmen transparent kommuniziert werden und auf fundierten Daten basieren, die das tatsächliche Bild der Tourismusentwicklung und deren Auswirkungen auf die Insel widerspiegeln.


Ferienwohnungen – Zweckentfremdungssatzung Ziel verfehlt

Wir, die FDP Fraktion Norderney, werden der anstehende Verlängerung der bestehenden Zweckentfremdungssatzung nicht zustimmen. Wir sind der Überzeugung, dass dieses Instrument nicht die geeignete Lösung darstellt, um den Wohnungsmarkt auf unserer Insel nachhaltig zu sichern und zu verbessern.

Die Zweckentfremdungssatzung schränkt Eigentümer in ihren Rechten ein und behindert die Entwicklung eines freien und funktionierenden Wohnungsmarktes. Sie führt zu einer Regulierung, die Innovation hemmt und private Investitionen abschreckt. Dies steht im Widerspruch zu unserem Verständnis von Liberalismus und Marktwirtschaft.Wir erkennen an, dass Wohnraum auf Norderney knapp ist und dass es wichtig ist, Lösungen für diesen Missstand zu finden. Allerdings glauben wir fest daran, dass dies durch Anreize für Neubau und Sanierung von Dauerwohnungen sowie durch eine flexiblere Baupolitik erreicht werden sollte – nicht durch restriktive Maßnahmen.

Zweckentfremdungssatzung

Stattdessen setzen wir uns für eine Politik ein, die das Angebot an Wohnraum erhöht, indem sie bürokratische Hürden abbaut und innovative Wohnkonzepte fördert. Wir möchten einen attraktiven Standort für Einwohner und Gäste gleichermaßen schaffen, ohne dabei die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner zu vernachlässigen.

Die FDP Norderney ist bereit, konstruktiv mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um realisierbare Alternativen zur Zweckentfremdungssatzung zu entwickeln. Unser Ziel ist es, eine ausgewogene Balance zwischen dem Bedarf an touristischen Unterkünften und dem Erhalt sowie der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für die Menschen auf Norderney zu finden.


Ferienwohnungen – Anzahl der Betten ermitteln!

Die FDP fordert die Ermittlung der genauen Anzahl an Betten im Ferienwohnungssektor, Hotelbereich sowie in Kliniken und Heimen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um eine fundierte Grundlage für die Diskussion über Tourismus und Beherbergungskapazitäten auf Norderney zu schaffen.

Zum Vergleich – Bettenstruktur Borkum 2015*

Diese Analyse kann Aufschluss darüber geben, wie sich die verschiedenen Unterkunftsarten auf die Infrastruktur und das soziale Gefüge der Insel auswirken. Die Ergebnisse eines solchen Zensus könnten dann als Grundlage für weitere Diskussionen dienen, etwa in Bezug auf:

Eine solche Datenerhebung sollte mit Sorgfalt und unter Einbeziehung aller relevanten Akteure erfolgen, um sicherzustellen, dass die gewonnenen Informationen repräsentativ sind und effektiv genutzt werden können.

*Lebensraum Borkum  / *Studie Ferienhausmarkt Januar 2024  / Fotos: Eigenes Archiv, Leitbild Borkum 2030 Fortschreibung

Weitergehende informationen:

Januar / 2024 – Studie Ferienhausmarkt

März / 2024 – Handout Sylter Unternehmen

März / 2024 – Nessmersiel legalisiert

März / 2024  – Sylter Rundschau

Leitbild Borkum


Diese Stellungnahme repräsentiert die abgestimmte Meinung der FDP Norderney, bestehend aus dem Ortsverband und der Fraktion im Stadtrat.


20. März 2024

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