Verkehrskonzept – Aktion gefordert

Es ist augenscheinlich und kommt regelmäßig und vorhersehbar über die Insel – der alljährliche Verkehrskollaps zur Hauptsaison. Genauso sicher ist das Beteuern von Politik und Verwaltung, sich des Themas anzunehmen. Bis heute fehlen aber politische Entscheidungen, die die unbefriedigende Verkehrssituation – besonders in der Hauptsaison – entschärfen.

Die FDP Norderney fordert die Politik und Verwaltung daher jetzt zum Handeln auf. “Jetzt ist Zeit zu handeln, damit wir spätestens im Juli 2021 mit ersten Maßnahmen den Druck herausnehmen können.” bekräftigt H. Padberg. „Im Frühjahr könnten konkrete Maßnahmen beschlossen werden, damit wir im Sommer erste Ergebnisse haben“.

Verkehrskonzept bereits in den 50er Jahren

Verkehrskonzept 50er Jahre

Auto, Fahrrad, Fußgänger, ÖPNV

Fakt ist, dass das Konfliktpotential durch den völlig ungeregelten Fahrradverkehr mittlerweile höher wiegt als die Belästigungen durch Autos. Alle Verkehrsteilnehmer brauchen Verkehrsflächen und Zeiträume, die ihnen die ungefährliche und konfliktfreie Fortbewegung ermöglicht. Die Versorgung der Menschen und die dafür erforderliche Infrastruktur der Insel darf nicht darunter leiden. 40.000 Menschen auf engstem Raum müssen geleitet werden.

Fahrradchaos im Sommer

Arbeitsgruppe / Lebensraumkonzept

Was macht die Politik? Es gibt zwar eine aus dem Ausschuss Wirtschaft, Tourismus und Verkehr gebildete Arbeitsgruppe, die hat allerdings das letzte Mal im Februar 2020 getagt. Die FDP hat mehrfach zum Sachstand des Verkehrskonzeptes öffentlich nachgefragt, bekam aber nur ausweichende Antworten.

Fakt ist, dass die Arbeitsgruppe nicht tagt und es keine verwertbaren Ergebnisse gibt.  Jens Podein, für die FDP Mitglied der Arbeitsgruppe, berichtet, dass die Gruppe bis Februar 2020 mehrfach konstruktiv getagt habe, die allseits bekannten Probleme seien dort erörtert worden. Es wurde sogar ein Eckpunktepapier verfasst.

Zur Entwicklung eines Verkehrskonzeptes sei es aber nicht gekommen. Als Gründe für den fast einjährigen Stillstand werden Schwierigkeiten durch Corona und die bis vor kurzem nicht erfolgte Fertigstellung des Lebensraumkonzeptes angeführt.

Dies führt bei der Insel-FDP zu Unverständnis. Auch aus ihrer Sicht wären bei der Entwicklung eines Verkehrskonzepts die Erkenntnisse des Lebensraumkonzepts zwar zu berücksichtigen. Ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept müsse aber ökonomische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen um zukunftsfähig zu sein. Ein Abwarten des Lebensraumkonzeptes sei kein Grund, bei der Erstellung des Verkehrskonzepes nicht voranzukommen – so die FDP.

“Die Vorschläge, die beim Lebensraumkonzept Norderney bezüglich der Verkehrssituation herausgekommen sind, basieren nicht auf einer wissenschaftlichen Analyse, repräsentativen Umfrage oder auf die Erfahrung von Fachleuten“ kritisiert Vollmer.* 

Verkehrskonzept jetzt erarbeiten

Die Gründe für die Untätigkeit vermutet die FDP woanders. “Es soll halt niemandem auf die Füße getreten werden und es ist eine extrem komplexe Geschichte” kommentiert der Fraktionsvorsitzende Henning Padberg die Situation. 

Man müsse sich klarmachen, dass ein neues Verkehrskonzept nur stufenweise mit viel Geld, Diskussionen und der Beteiligung aller relevanten Gruppen über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu realisieren sei. Es werde  aber nicht funktionieren, den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu warten, dass eine Lösung vom Himmel fällt.

“Wir müssen endlich mit etwas anfangen, die Anforderungen für die Insel sind weitgehend klar. Es gibt kein Nachholbedarf bei der Problemanalyse, sondern ein massives Entscheidungs- und Handlungsdefizit” meint H. Padberg.

 

 

KFZ Anreise

Jetzt handeln

„Man kann nicht immer wissen was richtig ist. Das darf aber keinesfalls dazu führen dass wir nichts machen. Wir sind gewählt worden, um genau solche Dinge wie das Verkehrskonzept umzusetzen und politisch zu begleiten” so Padberg.  

„Ebenfalls darf man nicht den Extremen die Diskussion überlassen. Wenn man linksradikale Ökofundis ohne Führerschein fragt was Sie wollen ist das Ergebnis klar. Das hat aber nichts mit der Lebenswirklichkeit und den Anforderungen für Norderney zu tun.” ergänzt der Vorsitzenden Hans Vollmer.

Padberg führt aus, dass die Politik den Mut aufbringen muß, auch unpopuläre Dinge zu beschließen, diese umzusetzen und dann nach der Saison zu bewerten. „Es kann passieren, dass  wir uns eingestehen müssen, dass wir falsch lagen und wir etwas korrigieren müssen“ schließt der Fraktionsvorsitzende der FDP ab.

 

Sperrung der JBS im Sommer 2018

In diesem Sinne sei die testweise Sperrung der Jann Berghaus Straße im Sommer 2018 und 2019 ein guter Ansatz gewesen. Nach Auffassung der FDP seien die Ergebnisse und Schlussfolgerungen allerdings an der Realität vorbei ausgefallen.

Dies führte zum Ergebnis, dass es letzten Sommer überhaupt keine Reglementierung in diesem Bereich gab und diese Situation bei dem starken Besucherandrang in der Hochsaison zu einer sehr unbefriedigenden Situation führte.*


Anhang
PM der Stadt Norderney vom Frühjahr/Sommer 2018:

„Die parteiübergreifend langfristig angestrebte Verkehrsreduzierung im Stadtgebiet von Norderney wird in diesem Sommer durch die befristete und testweise Einrichtung einer weiteren Fußgängerzone untermauert. Demgemäß wird die Jann-Berghaus-Straße zwischen dem Herrenpfad und der Poststraße von Donnerstag, den 28.06.2018 bis Dienstag, den 28.08.2018 täglich für die Zeit von 11.00 bis 06.00 Uhr für den gesamten Fahrzeugverkehr- auch für Fahrräder – gesperrt. Diese Zeit wird genutzt werden, um die sich daraus entwickelnden neuen Verkehrsströme und Fahrrouten zu beobachten.

Im Anschluss wird eine Abwägung dieser Maßnahme auf ihre Praxistauglichkeit und dauerhaften Umsetzbarkeit erfolgen. Da im Rahmen der Testphase keine Einbauten oder den Verkehrsfluss einschränkende bauliche Maßnahmen erfolgen, hängt der Erfolg und die abschließende Bewertung auch maßgeblich von der Akzeptanz und der Disziplin der Verkehrsteilnehmer ab.“

Vorschläge – Lebensraumkonzept Norderney.
  • Fahrverbote für das ganze Jahr und Fahrverbote für Gäste PKW
  • Nachhaltiger Ausbau des ÖPNV auf der Insel und Verbesserung der Anbindung auf dem Festland
  • Optimierung der Anreiselogistik ab Norddeich: Aufbau eines Komplettservice von Anfahrt bis Unterkunft mit Gepäckshuttle, z.B. durch ein „Terminal“ zur Gepäckaufgabe in Norddeich
  • Car- und Bike-Sharing Konzept mit längerfristigen Mietmöglichkeiten (z.B. für Saisonarbeiter)
  • Erweiterung des ÖPNV durch ein Taxi-Konzept
  • Reglementierung des Fahrradverkehrs in Konfliktbereichen und Ausbau der Rad-Infrastruktur
  • Anpassung der Parkgebühren auf Norderney und auf dem Festland
  • Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur für alternative Antriebsformen (Elektro, Wasserstoff)
  • Reservierte „Einheimischen-Plätze“ auf den Fähren

16. Dezember 2020

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