Leerstand Gewerberaum

PM der FDP zum Tagesordnungspunkt 4 des Ausschusses Wirtschaft, Tourismus und Verkehr am 10.4.24:

Leerstand von Gewerberaum

Leerstand auf Norderney


Kurzfassung:

Die FDP-Fraktion beobachtet einen alarmierenden Leerstand von Geschäftsflächen in der Innenstadt von Norderney, der durch den eklatanten Arbeitskräftemangel und die unzureichende Verfügbarkeit von Saisonarbeitnehmer-Unterkünften verstärkt wird.

Die Vernachlässigung bestimmter Bereiche der Innenstadt, wie der Jann-Berghaus-Straße und der Poststraße, wird als Problem angesehen. Die Fraktion fordert eine Ausweisung als Fußgängerzone und gestalterische Umwandlung der Jann-Berghaus-Straße sowie eine Attraktivierung der Poststraße.

Investitionen in die städtebauliche Umgestaltung, Förderung von Außengastronomie und Ausweisung von Baugebieten für Saisonarbeitnehmerunterkünfte werden als Maßnahmen vorgeschlagen, um die Innenstadt zu beleben. Die Förderung des Einzelhandels durch die öffentliche Hand wird als entscheidend betrachtet, um dem Sterben der Innenstädte entgegenzuwirken. Es wird empfohlen, sich an bewährten Konzepten und Studien zu orientieren, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.


Hintergrund:

Seit Corona beobachten wir einen alarmierenden Leerstand von Geschäftsflächen in der Innenstadt von Norderney. Dazu kommen häufig stark eingeschränkte Öffnungszeiten, dies betrifft im starken Maße auch gastronomische Betriebe, die zudem in der Saison nachfragenden Gästen auf Tage im Voraus keine Plätze mehr anbieten können.

Als FDP-Fraktion sehen wir dies unter anderem als ein deutliches Anzeichen für einen eklatanten Arbeitskräftemangel. Neben diesem landesweit zu beobachtenden Phänomen wird dies auf Norderney durch die unzureichende Verfügbarkeit von Saisonarbeitnehmer-Unterkünften noch extrem verstärkt.

Tristesse in der Poststraße

Darüber hinaus beobachten wir seit Jahren eine Vernachlässigung bestimmter Bereiche der Innenstadt, insbesondere der Jann-Berghaus-Straße und der Poststraße. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Ausweisung als Fußgängerzone und gestalterische Umwandlung der Jann-Berghaus-Straße zwischen der Poststraße und der Winterstraße längst überfällig ist, um die Attraktivität unserer Innenstadt zu steigern.

2019 Testweise Sperrung der Jann Berghaus Straße

Auch muß die Poststraße dringend und wie schon seit Jahren gefordert attraktiver werden. Die Friedrichstraße zeigt uns eigentlich an, wohin die Reise gehen sollte – die höhere Aufenthaltsqualität hier führt dazu, dass Leerstand entsprechend weniger zu beobachten ist.


Es ist wichtig, dass wir uns nach den umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur für uns Insulaner (Mühlenquartier etc.), nun auch wieder verstärkt um die touristische Infrastruktur in der Innenstadt kümmern. Bei der Priorisierung von Investitionen, insbesondere zwischen Projekten wie einem neuen Verkehrskreisel in der Jann-Berghaus-Straße / Mühlenstraße und der Attraktivierung der Poststraße, ist eine sorgfältige Abwägung verschiedener Faktoren erforderlich. Bei uns wäre die Entscheidung allerdings deutlich Richtung Poststraße gefallen.


Es ist bekannt, dass Gastronomie wesentlich zur Anziehungskraft von Innenstädten beiträgt. Daher schlagen wir vor, dies durch großzügige Erweiterungen der Terrassenplätze weiter zu fördern, um die Innenstadt noch mehr zu einem Erlebnis- und Aufenthaltsraum zu machen.

Beispiel: Temporäre Unterkunft Saisonarbeitnehmer

Der Arbeitskräftemangel ist ein deutschlandweites Problem, das jedoch in Tourismusregionen mit saisonalen Nachfrageschwankungen wie Norderney besonders akut ist. Die Verfügbarkeit von attraktivem und bezahlbarem Wohnraum für Saisonarbeitskräfte spielt eine entscheidende Rolle bei der Anwerbung und Bindung von Personal in der Gastronomiebranche aber auch im Einzelhandel. Hier sehen wir die Kommune in der Pflicht (Flexibilisierung von B. Plänen – Gewerbegelände, Ausweisung neuer Flächen für den Bau von temporären Unterkünften – Bürgermeisterwiese)


Wir sind in einer bedeutenden Umwälzung im Einzelhandel, der wir entschlossen begegnen müssen. Es ist durchaus möglich, dass Norderney sich als touristisches Endziel eine Nische im allgemeinen Innenstadtsterben, bedingt durch den Onlinehandel, bewahren kann. Hier sind die Unternehmer gefragt, neue Konzepte zu entwickeln und all das, was der Internethandel nicht kann, anzubieten (Einkaufserlebnisse).

Nichtsdestotrotz ist die Förderung des Einzelhandels durch die öffentliche Hand von entscheidender Bedeutung. Die Förderung kostet Geld und ist alleine nur sehr schlecht zu stemmen – allerdings ist Norderney mit dem Phänomen der sterbenden Innenstädten nicht alleine und deshalb gibt es Bundes- und Landesförderprogramme, an denen man teilnehmen kann. Hierfür ist eine Zuständigkeit bei der Stadtverwaltung nötig, um die Möglichkeiten aufzuzeigen.

Die Situation ist besorgniserregend, da attraktive Lagen leer stehen oder mit einem Überangebot an gleichförmigen und langweiligen Angeboten (Fahrradverleih, Regenjacken) überfüllt sind. Eine mögliche Lösung könnte auch darin bestehen, Anreize für eine Umwandlung weniger attraktiven Lagen zur Wohnnutzung zu schaffen um das Stadtbild attraktiv zu halten. Ein Verbot von Leerstand ist allerdings nicht möglich.


Die Entwicklung äußerst bedenklich und bedarf dringender Maßnahmen. Wir können uns vorstellen, die Innenstadt von Norderney attraktiver zu gestalten und die gastronomischen Betriebe zu beleben durch:

Städtebauliche Umgestaltung: Investitionen in die städtebauliche Umgestaltung der Innenstadt, einschließlich der Neugestaltung von Straßen, Fußgängerzonen und Plätzen (Poststraße, Jann Berghaus Straße, Herrenpfad, Bismarckstraße), um ein ansprechendes Ambiente zu schaffen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Dies in enger Abstimmung mit dem Verkehrskonzept – Vorrang Fußgänger, Ladeverkehr. Für Fahrräder müssen ausreichend Abstellmöglichkeiten geschaffen werden.

Förderung von Außengastronomie: Schaffung von mehr Platz für Außengastronomie durch die Erweiterung von Terrassenflächen (keine Krawallgastronomie!) oder die temporäre Schließung von Straßenabschnitten für den Verkehr, um so mehr Platz für Tische und Stühle zu schaffen. Verzicht auf die Gebühren für Außengastronomie für eine bestimmte Zeit (2 Jahre?).

Ausweisung von Baugebieten für Saisonarbeitnehmerunterkünften: Wir brauchen attraktive Unterkünfte für Saisonarbeitnehmer. Gerade kleineren Einzelhandel und gastronomischen Unternehmen sind nicht in der Lage, den Erwerb von Immobilien finanziell zu leisten oder für Saisonkräfte ganzjährig Mieten zu übernehmen.  Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen brauchen wir Saisonunterkünfte – hier müssen Möglichkeiten geschaffen werden.


Letztlich könnte es hilfreich sein, sich an bewährten Konzepten und Studien zu orientieren, die bereits erfolgreich in ähnlichen Kontexten angewendet wurden.

Ein solches Beispiel ist die umfassende Studie des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein aus dem Jahr 2017 (vor Corona), die 30 Tourismusorte bei Ortsbegehungen analysiert hat. Die Studie bietet wertvolle Einsichten in die Faktoren, die zur Belebung von Stadt- und Ortskernen beitragen können.

Attraktive Ortsbilder als Erfolgsfaktor des Qualitätstourismus in SWH (Ein Leitfaden für Kommunen):

Link zur Studie des Tourismusverbandes Schleswig Holstein


Diese Stellungnahme repräsentiert die abgestimmte Meinung der FDP Norderney, bestehend aus dem Ortsverband und der Fraktion im Stadtrat.


10. April 2024

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